30 Experten aus 12 Ländern fordern Abholzungsverbot für Europas Buchenurwälder
Presseinformation vom 10. Dezember 2015
Radolfzell. Als Gegenpol zu den Nachrichten exzessiven Raubbaus an der Natur in Rumänien gibt es kurz vor Weihnachten eine gute Nachricht zu vermelden: Im Südwesten des Landes konnte ein Urwald der Größe von über 1.000 Fussballfeldern für die nächsten zehn Jahre gesichert werden. Der im Semenic-Gebirge gelegene „Cosava Mica“-Wald gehört zu den wenigen verbliebenen Resten der einst weit verbreiteten Buchenurwälder Europas.
Seit der letzten Eiszeit ist das Waldgebiet vom Menschen nahezu unberührt geblieben. Dennoch genoss Cosava Mica bislang keinerlei Schutzstatus. Mit Unterstützung der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur hat die rumänische Umweltorganisation Agent Green durch intensive Kampagnenarbeit nun einen Etappensieg für Cosava Mica erreicht: Der kürzlich verabschiedete Managementplan für das Gebiet verbietet die Entnahme von Holz für die nächsten zehn Jahre strengstens.
„Buchenurwälder sind ein herausragender Teil unseres europäischen Naturerbes. Es ist unsere Pflicht, die letzten verbliebenen Reste für kommende Generationen und als Lebensräume für Bären, Wölfe und Luchse zu bewahren. Gebiete wie Cosava Mica dürfen keinesfalls den kurzfristigen Profitinteressen der Holzindustrie zum Opfer fallen. Im nächsten Schritt muss Cosava Mica dringend als Nationalpark unter Schutz gestellt werden“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.
Vom 15.-19. November 2015 verabschiedeten auf der Insel Vilm 30 namhafte Waldexperten aus 12 europäischen Ländern, darunter Vertreter aus Deutschland, Österreich, der Ukraine, Italien und Rumänien eine gemeinsame Resolution für Europas Buchenwälder. Darin fordern sie die Regierungen auf, die Buchenurwälder des Kontinents wirksam zu schützen. Das Buchenwaldnetzwerk sprach sich ganz besonders für ein generelles Verbot des Holzeinschlags in diesen Gebieten aus. Denn ursprüngliche Buchenwaldgebiete wie Cosava Mica haben infolge intensiven Raubbaus heute ausgesprochenen Seltenheitswert.
Die letzten großflächigen Buchenurwälder Europas stehen in den ukrainischen, slowakischen und rumänischen Karpaten. Doch gerade dort greift der illegale Holzeinschlag in verheerendem Ausmaß um sich. Woche für Woche werden in den rumänischen Karpaten Tausende Bäume illegal abgeholzt. Auch vor Nationalparken macht die Holzindustrie nicht halt. Beteiligt sind unter anderem international agierende Firmen aus Westeuropa. Nach umfassenden Recherchen von Agent Green verarbeiten sie in großem Umfang Holz aus Nationalparken und anderen Schutzgebieten Die Behörden sehen den illegalen Machenschaften bisher weitgehend tatenlos zu.
Hintergrundinfos:
- Buchenwälder haben das Erscheinungsbild Europas in besonderer Weise geprägt. Die Rotbuche kommt vom Flachland in West- und Mitteleuropa bis zur Baumgrenze in Süd- und Südosteuropa vor.
- Unter der Bezeichnung „Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland“ führt die UNESCO derzeit 15 räumlich getrennte Buchenwaldgebiete in Deutschland, der Slowakei und der Ukraine mit einer Gesamtfläche von 33.671 ha als Weltnaturerbe.
Rückfragen:
EuroNatur, Konstanzer Straße 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, katharina.grund@euronatur.org, www.euronatur.org, Pressekontakt: Katharina Grund, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer
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