Trotz Schnee und Eis: Die Natur bereitet sich auf den Frühling vor
Presseinformation vom 28. Februar 2005
Radolfzell. Der Winter hat Deutschland und die weiter nördlich gelegenen Ländern immer noch fest im Griff. Nach den hier anhaltenden Schneefällen und Frösten der letzten Wochen werden bei uns statt gefiederter Rückkehrer aus dem Mittelmeerraum wie Stare immer mehr Wintergäste aus weiter nördlich gelegenen Ländern gesichtet. Seidenschwanz, Dompfaff und Bergfink fallen invasionsartig in unseren Breiten ein. Darauf hat jetzt die Umweltstiftung EuroNatur hingewiesen.
Derzeit erscheint es kaum möglich, dass in rund drei Wochen offizieller Frühlingsbeginn ist. Wenn aber die wärmere Jahreszeit nicht nur kalendarisch zurückkehrt, lassen auch die ersten Zugvögel, die den Winter in Südeuropa und Afrika verbracht haben, nicht lange auf sich warten, sagte EuroNatur Präsident Claus-Peter Hutter. Erste Rückkehrer seien oft schon Ende März Singdrossel, Zilpzalp und Hausrotschwanz. Rauch- und Mehlschwalben sowie Schwarzmilan, die im Mittelmeerraum überwintern, finden sich dann etwas später wieder bei uns als fliegende Frühlingsboten ein. Kleinvögel wie Nachtigall und Mönchsgrasmücke erreichen nach Angaben von EuroNatur im April die heimischen Brutgebiete, gefolgt von Kuckuck und Pirol. Sommer wird es, wenn das schrille "Sriih, sriih" der Mauersegler zu hören ist.
Auf ihrem langen Weg zurück nach Deutschland sind Zugvögel auf ein intaktes und eng geknüpftes Netz von Rastplätzen angewiesen. Laut EuroNatur-Präsident
C.-P. Hutter verschwinden diese jedoch in vielen Regionen Europas immer noch durch Landschafts-zerstörung aller Art. Aber nicht nur dadurch sind Zugvogelarten bedroht: nach wie vor ist in vielen Mittelmeerländern, welche die Zugvögel auf ihrer Reise passieren, die Vogeljagd weit verbreitet. Allein im Libanon werden jährlich 20 bis 25 Millionen Patronen verkauft – eine unvorstellbare Zahl für ein Land, das kleiner ist als Schleswig-Holstein und nur wenig mehr Einwohner als Berlin hat!
In den meisten Ländern ist die Vogeljagd mit vielen anderen Wirtschaftszweigen verknüpft. So etwa zahlen ausländische Schützen bis zu 50 – am Tag, um in der Grenzregion zwischen Albanien und Montenegro legal Jagd auf so selten gewordene Arten wie Knäkente und Feldlerche zu machen.
Die internationale Umweltstiftung EuroNatur fordert daher eine Verbesserung der jeweiligen nationalen Jagdgesetze unter Berücksichtigung des internationalen Schutzstatus einer Art. Gleichzeitig werden in betroffenen Regionen zusammen mit lokalen Partner Schutz- und Entwicklungskonzepte erarbeitet, um alternative Einkommensquellen für die Bevölkerung zu schaffen – etwa durch Ökotourismusaktivitäten. So soll aufgezeigt werden, dass der "Wert" eines lebenden Vogels ungleich größer ist als der eines toten. Ökotourismus kann dazu beitragen, Zugvögel und deren Lebensräume langfristig zu schützen und bietet gleichzeitig ein wirtschaftliches Standbein für die Bevölkerung vor Ort - so profitieren Mensch und Natur in ganz Europa.
Rückfragen:
Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur)
Konstanzer Str. 22,
78315 Radolfzell
Tel. 07732 - 92 72 0
Fax 07732 - 92 72 22
E-mail info(at)euronatur.org
Internet www.euronatur.org
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