Studie belegt: Das Herz der Huchen schlägt auf dem Balkan

Zwei laichende Huchen

Selten und riesig: der Huchen (im Bild ein laichendes Pärchen).

© Clemens Ratschan

Global bedrohte Fischart in 43 Flüssen auf 1.840 km Länge nachgewiesen ++ 1.000 km davon durch Wasserkraftprojekte bedroht ++ Kampagne will Staudämme stoppen

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur und Riverwatch vom 19.3.2015

 

Ljubljana, Radolfzell, Wien.  Anlässlich des bevorstehenden Weltwassertags (22.3.) präsentierten heute in Ljubljana Vertreter aus den Bereichen Wissenschaft und Fischerei gemeinsam mit Naturschutzorganisationen eine Studie über die Verbreitung des Huchens auf dem Balkan. Im Rahmen der internationalen Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" haben 18 Wissenschaftler aus 7 Ländern erstmals flächendeckend erhoben, wo zwischen Slowenien und Montenegro noch Huchen vorkommen. Das Ergebnis zeigt klar: Die Balkanflüsse sind das letzte große Kerngebiet dieser Art. In 43 Flüssen wurden auf einer Strecke von insgesamt 1.842 Kilometern überlebensfähige Huchenpopulationen nachgewiesen. Das entspricht 65% aller bekannten Huchenflüsse weltweit. Die vollständige Studie finden Sie hier: Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan

Der Huchen (Hucho hucho) oder auch Donaulachs genannt, ist eine der populärsten und seltensten Fischarten unserer Breiten. Er kann bis zu 1,8 Meter lang werden und kommt in frei fließenden und sauerstoffreichen Flüssen vor – ausschließlich im Donauraum. Infolge von Flussverbauungen und -verschmutzung sind seine Bestände in Deutschland, Österreich, der Slowakei, in Rumänien und Bulgarien bis auf wenige Reste zusammengeschrumpft. Über die Vorkommen auf dem Balkan  war bislang wenig bekannt.

Gleichzeitig ergaben die Recherchen der Studie, dass 1.000 Kilometer der Huchenflüsse auf dem Balkan durch Staudammprojekte bedroht sind. Insgesamt 93 Wasserkraftwerke sind in Flüssen geplant, in denen Huchen leben.

"Die Balkanflüsse sind von außerordentlicher Bedeutung für den Fortbestand der Huchen. Werden diese Wasserkraftprojekte gebaut, prognostizieren wir einen Rückgang der Art auf dem Balkan um etwa 70 Prozent",  sagt Prof. Steven Weiss von der Karl-Franzens Universität in Graz und Mitautor der Studie. Vermutlich wären die Folgen sogar noch größer, weil die verbliebenen Bestände dann zu klein wären, um langfristig überleben zu können, so die Autoren der Studie. "Der Fortbestand des Huchens und weiterer geschützter Arten ist mit dem Ausbau der Wasserkraft unvereinbar", resümieren die Experten.

Einer der wichtigsten Huchenflüsse Europas ist die Save in Slowenien. Zusammen mit ihren Nebenflüssen beherbergt sie Huchen auf einer Länge von 317 Kilometern. Das ist nach der Drina der zweithöchste Wert auf dem Balkan. Doch hier sind insgesamt 11 Wasserkraftwerke in Planung. "Das werden wir verhindern", so Neža Posnjak, Leiterin der Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas“ in Slowenien. "Slowenien hat auch innerhalb der EU eine besondere Verantwortung für den Huchen. Wir fordern die slowenische Regierung auf, den Ausbau der Wasserkraft an der Save und ihren Zuflüssen zu stoppen und stattdessen sämtliche Huchenflüsse unter Schutz zu stellen", so Posnjak weiter.

Unterstützung findet die Naturschützer bei den Fischern. Miroslav Žaberl, Präsident der Slowenischen Angling Alliance: "Für uns Fischer ist der Huchen der König der Flüsse. Wo er lebt, sind Angler aus aller Welt bereit, höhere Kosten für eine Angellizenz zu zahlen. Letztlich sorgt der Huchen damit auch für ein gesteigertes Einkommen in der Region. Wir sind für den Huchen und gegen die Dämme."

Die Huchenvorkommen sind ein weiterer Beweis für die herausragende Bedeutung der Balkanflüsse. Das Beispiel zeigt aber auch, wie bedenken- und maßlos die Wasserkraftlobby und die Politik häufig vorgehen. "Unter dem Deckmantel grüner Energie sollen die letzten Lebensräume einer der gefährdetsten Arten Europas zerstört werden“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. „Zusammen mit Fischern und Flussfreunden aus aller Welt werden wir diesen Verbau stoppen. Sämtliche Huchenstrecken müssen als Schutzgebiet ausgewiesen werden", so Ulrich Eichelmann von Riverwatch und Koordinator der Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" abschließend.

Hintergrundinformation zur Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“
Nirgendwo sonst in Europa gibt es noch so viele unverbaute und lebendige Flüsse wie auf dem Balkan. Doch sie sind bedroht. Die geplanten Staudämme in den Huchenstrecken sind nur ein Teil der Staudammflut auf dem Balkan. Mehr als 2.000 Wasserkraftwerke sind zwischen Slowenien und Albanien geplant. Um der Zerstörung entgegen zu wirken und die besten Flüsse zu erhalten, haben EuroNatur und Riverwatch gemeinsam mit Partnern aus den Ländern des Westbalkans  die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ gestartet. Mehr dazu unter hier.

Mehr Downloads:
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan – deutsche Zusammenfassung
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan – Karten 1 und 2

Rückfragen:
Katharina Grund – EuroNatur: katharina.grund@euronatur.org 0049 7732 927210
Neža Posnjak - neza.posnjak@balkanrivers.net 00386 31 549 055
Cornelia Wieser – Riverwatch: cornelia.wieser@riverwatch.eu 0043 650 4544784
Steven Weiss - steven.weiss@uni-graz.at  - 0043-660 4383336

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