EuroNatur und WWF veröffentlichen Studie zum Revitalisierungspotential in der Region Mur-Drau-Donau
Pressemitteilung vom 26. Juni 2015
Radolfzell, Wien, Zagreb, Budapest. Die Donau und ihre Nebenflüsse wie Drau und Mur sind Europas größtes Flusssystem. Tausende von Menschen, Pflanzen- und Tierarten sind darauf angewiesen. Nichtsdestotrotz gefährden menschliche Eingriffe wie Kanalisierung von natürlichen Flussläufen und Staudämme das Flussnetz. „Der internationale Donau-Tag erinnert uns daran, dass wir die Funktion unserer Wasserökosysteme durch den Schutz und die Revitalisierung von Flüssen stärken müssen, um sie als Lebensadern für künftige Generationen zu sichern“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur. EuroNatur hat in Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich aktuell die Studie „Revitalisierung von Europas Amazonas“ veröffentlicht. Diese gibt erstmals eine umfassende Einschätzung des Revitalisierungspotentials der Flusslandschaften von Mur, Drau und Donau im Fünfländereck Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien.
Der Bericht, ausgearbeitet von Ulrich Schwarz von FLUVIUS, zeigt klar, dass eine Gesamtfläche von 650 Kilometern Flussufer saniert, 120 Seitenkanäle wieder verbunden und 165.000 Hektar Flussauen neu geschaffen werden könnten. Das bedeutet ein enormes Revitalisierungspotential für das Flussökosystem, welches sich Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien im künftigen Fünf-Länder-UNESCO-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau teilen. Die Studie untersuchte eine Flusstrecke von insgesamt 725 Kilometern und ein Gebiet von mehr als 880.000 Hektar.
In vorangegangenen Jahren wurden nur vereinzelte Revitalisierungsprojekte in diesem Gebiet ausgeführt und sie konzentrierten sich vor allem auf kleine Flussgebiete. Um die Widerstandsfähigkeit von Wasserökosystemen am effektivsten zu stärken, fordern EuroNatur und der WWF Österreich die Regierungen dazu auf, ehrgeizigere Anstrengungen zu unternehmen, um Flüsse zu revitalisieren. „Gesunde Flüsse, Feuchtgebiete und Auen liefern ein großes Spektrum an Ökosystem-Dienstleistungen, darunter Trinkwasser und Hochwasserschutz, und sie sind eine ‚Versicherung‘ gegenüber zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels“, sagt Arno Mohl vom WWF Österreich. Darüber hinaus wäre die Investition von ca. 1,1 Milliarden Euro in die Revitalisierung der Flüsse Mur, Drau und Donau ein starker Motor zur Förderung der lokalen Wirtschaft.
Verglichen mit anderen Flüssen in Europa, sind die Flussabschnitte von Mur, Drau und Donau innerhalb des grenzüberschreitenden UNESCO Biosphärenparks noch in einem natürlicheren Zustand. Jedoch ist in den letzten 100 Jahren auch dort ein beträchtlicher Anteil an natürlichen Flussläufen und Auen verloren gegangen. Bis heute schreiten Lebensraum- und Artenverlust in dem Gebiet zunehmend fort - das Ergebnis von Flusskanalisierung, Kiesgewinnung und dem Bau von Wasserkraftwerken.
Alles in allem sind bereits über 465.000 Hektar oder 80 Prozent ehemaliger Flussauen verloren gegangen und jedes zweite natürliche Flussufer ist verschwunden. Diese zunehmende Schädigung von natürlichen Flusslandschaften schwächt die Flüsse und ihre Auen durch Aushöhlung des Flussbetts, sinkende Grundwasserspiegel und das Austrocknen von Feuchtgebieten und Auenwäldern. Die Folge ist wiederum der Verlust gefährdeter Lebensräume und Arten. Umfassende Revitalisierungsmaßnahmen wie sie erstmals in der aktuellen Studie konkret aufgeführt werden, würden diese negativen Auswirkungen umkehren und bedrohten Flussvögeln wie Zwergseeschwalbe, Flussregenpfeifer, Eisvogel oder Bienenfresser helfen zu überleben.
Des Weiteren brächten Sanierungsmaßnahmen zusätzlich Ökosystem-Dienstleistungen für örtliche Gemeinden: Darunter fallen besserer Hochwasserschutz, Grundwassersicherung, Wasserreinhaltung und dadurch gesundes Trinkwasser. In weiterer Folge hat dies positive Auswirkungen auf die Fischpopulationen und erhöht die Qualität der Naherholung.
Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Pressekontakt : Katharina Grund, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer
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