EuroNatur-Preis für polnisches Flussschutz-Bündnis

++ Diesjähriger EuroNatur-Preis geht an polnisches Bündnis zum Schutz der Flüsse ++ Ehrung auch als politisches Signal für mehr Naturschutz in Polen und allen benachbarten Ländern ++

Polnische Flussschützer protestieren in der Weichsel

Protest gegen den Siarzewo Damm an der Weichsel: eine der vielen Aktionen der "Save the Rivers Coalition" (KRR) in Polen. Für ihren grenzüberschreitenden Einsatz bekommt das Flussschutzbündnis den EuroNatur-Preis 2023.

© Jannis Bierschenk
naturnaher Abschnitt der Weichsel

Sandbänke an der Weichsel: Noch gibt es viele natürliche Abschnitte an Polens größtem Fluss, doch damit könnte es bald vorbei sein.

© Marek Elas

Der EuroNatur-Preis 2023 geht an die Koalicja Ratujmy Rzeki (KRR) aus Polen. Das Bündnis zum Schutz der Flüsse ist ein Zusammenschluss von über 50 Organisationen und Einzelpersonen, die ihre Kräfte und ihre Kenntnisse bündeln, um Polens Flüsse wirksamer schützen zu können. „Die Koalicja Ratujmy Rzeki bringt verschiedenste Menschen und Organisationen zusammen, um die Flüsse ihrer Heimat zu bewahren, zugleich über Grenzen hinweg. Das Bündnis mit allen beteiligten Menschen zeigt Zukunftsvisionen für menschenfreundliche und naturnahe Flüsse auf“, begründet EuroNatur-Präsident Thomas Potthast die Entscheidung.

Dass die Wahl für den EuroNatur-Preis auf ein polnisches Flussschutz-Bündnis gefallen ist, hängt nicht zuletzt mit der Umweltkatastrophe in der Oder im Juli 2022 zusammen: Schadstoffhaltige Abwässer, Eingriffe in die Flussdynamik und anhaltende Trockenheit hatten es giftigen Algen ermöglicht, sich in der Oder massenhaft zu vermehren. Mehr als die Hälfte aller Fische im Fluss starben, dazu etliche Muscheln und Schnecken. Seither hat sich wenig getan, um die Situation zu verbessern. Nach wie vor leiten polnische Bergwerke salzige Abwässer in die Zuflüsse ein; zudem treibt die Regierung in Warschau den Ausbau des Grenzflusses zur Wasserstraße weiter voran. Gegen diese Pläne hat EuroNatur gemeinsam mit ihren Partnern, u.a. der KRR, eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.

Unabhängig davon, wie die Parlamentswahl in Polen am 15. Oktober, bei der es auch um die ökologische Zukunft des Landes geht, ausgehen wird: Gemeinsam mit der KRR wird sich EuroNatur für den Schutz von Oder, Weichsel und Co. weiter einsetzen.


Hintergrundinformationen:

  • EuroNatur-Preis: Frühere Preisträger sind u.a. die Gemeinde Mals in Südtirol, der Weltbiodiversitätsrat IPBES, US-Bestsellerautor Jonathan Franzen und die „mutigen Frauen von Kruščica“. Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Der EuroNatur-Preis 2023 wird am Donnerstag, 26. Oktober 2023 um 17 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau verliehen. Den Preis entgegennehmen werden Dorota Chmielowiec-Tyszko (FER - Fundacja EkoRozwoju), Justyna Choroś (OTOP - Polish Society for the Protection of Birds) und Piotr Nieznański (Berater des WWF Polen).
     
  • Koalicja Ratujmy Rzeki (KRR) oder auch „Save the Rivers Coalition“: Die KRR bringt Organisationen zusammen, die Polens Flüsse, Bäche und Feuchtgebiete schützen sowie Wissenschaftler, Einzelpersonen, lokale Behörden und Institutionen, denen das Schicksal der polnischen Süßwasser-Ökosysteme wichtig ist. Unter anderem setzt sich das Bündnis seit vielen Jahren für den Schutz von Weichsel und Oder ein und kämpft gegen den geplanten Bau der Wasserstraße E40, die in der transnationalen Region Polesien eines der größten Wildnisgebiete Europas gefährdet.
     
  • Die Preisverleihung wird auf dem EuroNatur Facebook-Kanal live übertragen.
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