Ungebremste Wald-Zerstörung im Domogled Nationalpark: sofortiger Einschlagstopp in Urwäldern in Staatsbesitz nötig
Presseinformation vom 1. Juni 2016
Radolfzell / Cerna-Tal. In Rumänien schreitet die Urwaldzerstörung entgegen den Beteuerungen der Übergangsregierung und trotz eines seit 2008 gesetzlich verordneten Urwaldschutzes ungebremst voran. Eine Exkursion in den Nationalpark Domogled - Valea Cernei im Südwesten Rumäniens offenbart erschreckende Waldzerstörungen: EuroNatur-Partner und Naturfotograf Matthias Schickhofer berichtet von ganz aktuellen Einschlägen in alten Buchenwäldern im Herzen des Nationalparks, Forststraßen mitten im Bachbett und von durch Ernte-Maschinen völlig verwüsteten Waldböden.
Die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur fordert die rumänische Regierung eindringlich auf, die Urwaldzerstörung endlich wirksam zu beenden. „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Urwälder Rumäniens vor allem in Nationalparks und FFH-Gebieten der Säge zum Opfer fallen. Als Sofortmaßnahme sollte der Holzeinschlag in staatseigenen Altwäldern in den Schutzgebieten unterbunden werden. Das kann die Regierung unmittelbar durchsetzen“, fordert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.
Derzeit befinden sich noch 60 Prozent der letzten Urwälder Europas (ohne Russland) in Rumänien. In keinem anderen EU-Land haben mehr Urwälder überlebt. Doch dieser einzigartige Naturschatz schwindet: In den letzten 10 Jahren sind riesige Gebiete dieser mehr als 6000 Jahre alten Waldgesellschaften vernichtet worden. Viele Urwälder wurden illegal bzw. als Folge von illegaler – mit gefälschten Papieren erschwindelter – Landrestitution kahlgeschlagen.
Erst am 17. Mai 2016 hatte EuroNatur kritisiert, dass sogar in der Pufferzone des Sinca-Urwalds – von der rumänischen Regierung als UNESCO-Weltnaturerbe nominiert – Wald gerodet wird. Noch im Jahr 2009 war hier ein großer geschlossener Urwald zu finden, der immer mehr zerstückelt wird. Auch im Nachbartal wird in uralten Wäldern eingeschlagen – trotz Widmung als FFH-Gebiet (Fagarasch-Berge) und trotz Kartierung als Urwald in einer bereits vor mehr als 10 Jahren veröffentlichten Waldinventur.
Kürzlich hat auch die renommierte „Academia Romana“ an Präsident Klaus Johannis und an Ministerpräsident Dacian Ciolos appelliert, den Holzeinschlag landesweit zu drosseln und in Nationalparks ganz zu beenden.
Die Holzeinschläge in den Urwäldern von Sinca und Domogled - Valea Cernei sind aber nicht die einzigen: Auch in den meisten anderen Schutzgebieten werden geltendes Recht in Rumänien und die Bestimmungen der EU-FFH-Richtlinie unterlaufen. Letztere besagt, dass jede Verschlechterung des Erhaltungszustands von natürlichen Habitaten in FFH-Schutzgebieten zu unterlassen ist.
Die EuroNatur Stiftung fordert von der Übergangsregierung und dem rumänischen Parlament, noch vor dem einsetzenden Wahlkampf für den geplanten nationalen Urnengang im November 2016 die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen: Neben einem Urwald-Einschlagstopp in Schutzgebieten und auf allen Staatswaldflächen braucht es unabhängige Kontrolleure und die rasche Fertigstellung der laufenden Urwaldkartierung. Gabriel Schwaderer: „Der derzeit erarbeitete ‚Nationale Katalog der Urwälder’ darf keine faulen Kompromisse und Schwindeleien beinhalten. Europa hat fast keine Urwälder mehr, daher geht es um jede Fläche. Wir werden die aktuellen Entwicklungen ganz genau verfolgen.“
Rückfragen:
EuroNatur, Konstanzer Straße 22, 78315 Radolfzell, Tel.: +49 (0)7732 - 92 72 10, Fax: +49 (0)7732 - 92 72 22, katharina.grund(at)euronatur.org, Pressekontakt: Katharina Grund, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer
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