++ EuroNatur und Agent Green begrüßen Welterbe-Anerkennung von 24.000 Hektar Buchen-Urwald in Rumänien ++ Dennoch: Urwaldzerstörung in Rumänien ist aktuell größtes Naturschutzproblem Europas
Bukarest, Radolfzell. Mit einer wegweisenden Entscheidung hat das Welterbe-Komitee rund 24.000 Hektar Buchenurwälder in Rumänien als Weltnaturerbe anerkannt und sie damit auf die Liste der Naturgebiete von “herausragender universeller Bedeutung” gesetzt. Die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur und die rumänische NGO Agent Green beglückwünschen Rumänien dazu, dass dieser wertvolle Teil des europäischen Naturerbes nun auch internationale Anerkennung erfährt.
Mit dieser Entscheidung wurde die bisherige Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“ um weitere 63 Buchenurwald-Gebiete in 10 Ländern mit einer Gesamtfläche von mehr als 58.000 Hektar ergänzt. Die serielle, transnationale Welterbestätte heißt nun „Buchenurwälder und alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ und umfasst insgesamt 78 Gebiete mit einer Fläche von rund 92.000 Hektar in 12 Ländern.
Aktuelle Berichte über Kahlschläge in den Pufferzonen einiger erst vor zwei Wochen anerkannten Welterbe-Gebieten in Rumänien geben aber zu intensiver Sorge Anlass. Am schlimmsten betroffen ist das Welterbegebiet „Domogled - Valea Cernei - Iauna Craiovei“. Insbesondere in der Pufferzone von Iauna Craiovei und im nahe gelegenen Buchenurwald von Cernisoara hat Agent Green in jüngster Zeit massive Einschläge festgestellt. Die abgeholzten Buchenurwälder sind identisch mit den Wäldern innerhalb der Weltnaturerbe-Gebiete und sind zudem auch Teil des Nationalparks Domogled - Valea Cernei sowie eines Europaschutzgebietes.
EuroNatur-Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Hans D. Knapp ist besorgt: „Da werden Europas letzte große Buchenurwälder offenbar mit Billigung der Regierung verwüstet. Wenn die Holzeinschläge in Pufferzonen und im Umfeld der Welterbe-Buchenwälder nicht sofort gestoppt werden, dann ist zu befürchten, dass die rumänischen Urwälder und damit die gesamte transnationale Welterbestätte schon bald auf der Liste der bedrohten Welterbestätten geführt werden. Die Urwaldzerstörung in Rumänien ist derzeit Europas größtes Naturschutzproblem.“
EuroNatur und Agent Green rufen daher die rumänische Regierung und insbesondere die für den Waldschutz zuständige Ministerin, Doina Pana, dringend dazu auf, den Schutz des Buchenwald-Weltnaturerbes mitsamt aller Pufferzonen sowie aller Urwälder in Rumänien zu verbessern. Per Gesetz sind alle Urwälder in Rumänien geschützt, de facto werden sie aber vor den Augen der Regierung zerstört. Das gilt auch für Staatswälder. Rund zwei Drittel aller Urwälder der Europäischen Union befinden sich in Rumänien. Das Land trägt also eine erhebliche Verantwortung für dieses einzigartige europäische Naturerbe. EuroNatur und Agent Green fordern daher ein sofortiges Einschlagsmoratorium für Urwälder in Staatsbesitz.
Vor diesem Hintergrund ist es außerdem unverständlich, dass die rumänische Regierung den seit Jahresbeginn zur Verfügung stehenden Betrag zum Ausgleich von Nutzungsverzicht in ursprünglichen und alten Wäldern bisher nicht nutzt. Bis Ende 2020 stehen mehr als 60 Millionen EUR zur Verfügung, um private Waldeigentümer für den Nutzungsverzicht in ökologisch wertvollen Wäldern finanziell zu entschädigen. Laut jüngsten Mitteilungen der rumänischen Regierung sollen im Jahr 2017 lediglich 6 % der Gesamtsumme ausgegeben werden. EuroNatur und Agent Green fordern die rumänische Regierung auf, die zur Verfügung stehenden Beträge unverzüglich für die wirkungsvolle Entschädigung von privaten Urwald-Besitzern zu verwenden.
Hintergrundinformationen:
Die Kampagne „SaveParadiseForests“ hat den Schutz der wertvollsten Urwälder der Karpaten, insbesondere Rumäniens zum Ziel. Sie wird von den NGOs EuroNatur und Agent Green koordiniert und gemeinsam durchgeführt. Mehr unter www.saveparadiseforests.org
Ansprechpartner:
Christian Stielow – EuroNatur: christian.stielow(at)euronatur.org, + 49 7732 92 72-15 (Pressekontakt)
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