Das europaweite Verbot von Jagd mit Bleischrot an Gewässern ist vergangene Woche gescheitert – am Widerstand des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Der qualvolle Tod von Millionen Wasservögeln geht somit vorläufig weiter; dennoch besteht Hoffnung.
Nach mehr als fünfjähriger Debatte sollte am Dienstag, 23. Juni endlich die Jagd mit Bleischrot in der EU verboten werden. Der Vorstoß scheiterte an der Enthaltung Deutschlands, die nötig wurde, weil das BMEL eine Zustimmung blockierte. Der Grund – Tierschutzbedenken, da bleifreie Munition nicht so effektiv töten würde – ist wissenschaftlich widerlegt und zugleich zynisch. Jedes Jahr sterben nämlich in Europa mehr als eine Million Wasservögel an den direkten Folgen einer Bleivergiftung. Sie nehmen die kleinen Schrotkugeln bei der Nahrungssuche auf. Somit stellt dieser Kollateralschaden neben der direkten Verfolgung, dem Verlust von Lebensräumen und den Folgen des Klimawandels eine weitere Bedrohung für die Wasservögel Europas dar.
Bleifreie Alternativen existieren schon lange auf dem Markt. Sie erzielen eine ebenso sichere Tötungswirkung und führen gleichzeitig nicht zu Vergiftungen bei Vögeln, Fischen und oftmals auch bei Menschen, landet das Blei doch bei Wild- und Fischverzehr auch auf unseren Tellern. EuroNatur und ihre Partner fordern vom deutschen Landwirtschaftsministerium, den Boykott zurückzunehmen und den Empfehlungen der Europäischen Kommission sowie der Position zahlreicher EU-Staaten zu folgen. In den Niederlanden etwa ist die Jagd mit Bleimunition bereits seit 1993 verboten.
Sollte Klöckners Ministerium bei dieser Haltung bleiben, wird die Entscheidung dem Europäischen Rat vorgelegt. Dort spricht nach derzeitigem Stand viel dafür, dass sich eine Mehrheit für ein Verbot findet, der europaweite Jagdbann mit bleihaltiger Schrotmunition also doch noch kommt. Deutschland stünde dann als Bremser in Sachen Naturschutz da.