Tatort Adria: Vogeljagd auf dem Balkan gefährdet unsere Zugvögel

Fliegender Fischadler

Auch der Fischadler ist auf intakte Rastgebiete an der östlichen Adria angewiesen.

© Jürgen Schneider

Am 10. Mai ist Weltzugvogeltag

 

Pressemitteilung vom 9. Mai 2016


Radolfzell.  „Millionen Sing-, Greif- und Wasservögel werden auf dem Balkan alljährlich getötet. Das bedeutet einen gefährlichen Aderlass für die europäischen Vogelpopulationen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzorganisation EuroNatur anlässlich des Weltzugvogeltags am 10. Mai. In diesem Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto: „Was, wenn der Himmel verstummt? Stoppt die illegale Vogeljagd...!” (“...and when the skies fall silent? Stop the illegal killing…!).

Zahlreiche Zugvogelarten, die in Deutschland brüten und hier mit aufwändigen Maßnahmen geschützt werden, sind auf die Rastplätze an der östlichen Adria angewiesen. Unter anderem gehören Schilfrohrsänger, Bekassine, Fischadler und Knäkente dazu. Doch trotz erster Naturschutzerfolge gleicht die Reise der Zugvögel auf dem Adria-Zugweg nach wie vor einem Spießrutenlauf. Über das wahre Ausmaß des Vogelmords ist bislang wenig bekannt. Aufgrund der vorliegenden Daten ist aber davon auszugehen, dass an der Adria-Ostküste jährlich weit mehr als zwei Millionen Zugvögel geschossen werden. Vor allem Wasservögel werden in allen Ländern am Adria-Zugweg fast unkontrolliert erlegt. Einzige Ausnahme ist Slowenien. In nahezu allen wichtigen Feuchtgebieten an der Adria-Ostküste wird außerhalb der generellen Jagdzeiten gejagt und fast überall kommen Jagdmethoden zum Einsatz, die nach den nationalen Jagdgesetzen nicht zulässig sind. Betroffen sind auch Arten, die durch die EU-Vogelschutzrichtlinie (zumindest in den Mitgliedsstaaten und den Kandidatenländern der Europäischen Union) oder durch internationale Abkommen geschützt sind.

„Wenn wir unsere Vogelwelt in Deutschland in ihrer Vielfalt bewahren wollen, müssen wir dringend auch auf dem scheinbar weit entfernten Balkan für einen verbesserten Schutz dieser faszinierenden Tiere sorgen. Bestehende Jagdverbote müssen zuverlässig kontrolliert werden“, meint Gabriel Schwaderer. Wenn die Vogeljagd aufhört, erholen sich die Vogelbestände in den wertvollen Rast- und Brutgebieten an der östlichen Adria sehr schnell. Das belegen Zahlen aus einem der Hauptbrennpunkte der Vogeljagd: dem Naturpark Hutovo Blato im bosnischen Teil des Neretva-Deltas. Seit Beginn der regelmäßigen Jagdkontrollen im Jahr 2013 hat die Wilderei dort deutlich abgenommen. Im Rahmen der Internationalen Winterwasservogelzählung wurden im Januar 2016 rund 26.000 Vögel registriert. Das waren mehr als zehn Mal so viele wie vor Start der Kontrollen.


Hintergrundinformationen:


Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info(at)euronatur.org, Ansprechpartner: Dr. Stefan Ferger, Pressekontakt: Katharina Grund
 

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