Tatort Adria - Vogeljagd auf dem Balkan

Mann auf Pferdewagen mit Flinte

Mehr als zwei Millionen Vögel werden an der östlichen Adria jährlich geschossen.

© EuroNatur

EuroNatur deckt alarmierende Zahlen auf
 
Presseinformation vom 17. März 2009

 
Radolfzell.  Es ist wieder soweit. Die Zugvögel kehren aus ihren Winterquartieren im Süden Europas und aus Afrika zu uns zurück. „Doch wie viele davon tatsächlich ankommen, das gleicht einem Lotteriespiel“, sagt Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident der Naturschutzstiftung EuroNatur. „Besonders die Adria-Zugroute entpuppt sich als ein regelrechter Gefahrenparcour.“ Dies zeigt eine umfassende, von EuroNatur erstellte Analyse der aktuellen Vogeljagd-Situation auf dem Balkan. Die Veröffentlichung des Berichts ist Teil der Kampagne „Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan“. EuroNatur macht die Öffentlichkeit konzentriert auf dieses brisante Thema aufmerksam. „Nur durch internationalen Druck können wir die Situation für die Zugvögel in den Ländern entlang der Adria-Zugroute verbessern“, fordert Vogtmann. 

Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigen die Ergebnisse des Berichts. „Vogeljäger lauern den Tieren auf und lassen die östliche Adriaküste jährlich für weit über zwei Millionen Zugvögel zur Todesfalle werden“, sagt EuroNatur-Projektleiter und Vogelexperte Dr. Martin Schneider-Jacoby, der maßgeblich an der Erstellung des Papiers beteiligt war. Pro Jäger fallen mindestens zehn Vögel pro Jahr vom Himmel, und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Hinzu kommt die Dunkelziffer, die auf das Konto von meist italienischen Jagdtouristen und einer großen Zahl Wilderer geht. Unter den abgeschossenen Arten sind nicht nur seltene Wat- und Wasservögel wie Bekassine, Kranich und Löffler, sondern auch für unsere Kulturlandschaften so typische Arten wie Feldlerche, Wiedehopf und Wachtel lassen hier ihr Leben. „Wer meint, die Geschehnisse auf dem Balkan wären weit weg, der irrt. Denn wenn an der Adria die Vögel vom Himmel fallen, wird es auf unseren Äckern still“, warnt Schneider-Jacoby.

Düster sieht das Bild in Serbien, Kroatien, Albanien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina aus: Zwar streben diese Länder einen EU-Beitritt an. Ihre Jagdgesetze sind jedoch noch meilenweit von europäischen Standards entfernt. Ausgesprochen lange Jagdzeiten mit mindestens sieben Monaten im Jahr sind die Regel und weder die Brutzeiten noch der Rückzug in die Brutgebiete sind tabu. Grund zur Hoffnung gibt Slowenien. Seit seinem Beitritt zur EU hat das Land bereits enorme Fortschritte gemacht. Es ist das einzige Land entlang der Adria-Zugroute, das die EU-Vogelschutzrichtlinie konsequent umsetzt und die Vogeljagd mit dem 15. Januar einstellt. Das muss dringend auch für die anderen Länder gelten, so die Forderung von EuroNatur. „Solange die Zugrouten nicht sicher sind, können auch die aufwändigsten Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten keinen langfristigen Erfolg bewirken“, sagt Schneider-Jacoby. 

Hintergrundinformationen:

  • EuroNatur-Bericht zur Vogeljagd auf dem Balkan: "Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan" (pdf-Datei, 528 kb)

In Zusammenarbeit mit Naturschutzpartnern vor Ort und internationalen Vogelbeobachtern hat EuroNatur bereits vor 20 Jahren begonnen, im Rahmen umfangreicher Feldstudien Datenmaterial zur Vogeljagd auf dem Balkan zu erheben. Zusätzlich erfolgte von 2006 bis 2008 eine umfangreiche Befragung von Naturschutzpartnern in den Ländern entlang der Adria-Zugroute (Albanien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Slowenien) über Details zur Vogeljagd in den jeweiligen Ländern. Die Auswertungen dieser Daten bilden die Grundlage für eine Analyse und Bewertung der aktuellen Vogeljagd-Situation auf dem Balkan.

  • Mehr zur EuroNatur-Kampagne "Tatort Adria-Vogeljagd auf dem Balkan"
  • Internationale Konferenz: Der Schutz von Zugvögeln entlang der Adria-Zugroute steht auch im Zentrum einer Konferenz, die EuroNatur gemeinsam mit verschiedenen Partnern vom 14.-17. April 2009 im montenegrinischen Ulcinj veranstalten wird. Nähere Informationen finden Sie hier.

Für weitere Informationen, Fotomaterial und Interviews steht Ihnen Vogelexperte und EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby gerne zur Verfügung.

EuroNatur
Konstanzer Straße 22
78315 Radolfzell
Tel.: 07732 - 92 72 10
Fax: 07732 - 92 72 22
E-Mail: info@euronatur.org
www.euronatur.org
Ansprechpartner: Dr. Martin Schneider-Jacoby
Pressekontakt: Katharina Grund


 

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