Storchenlebensräume in Europa bedroht

Bürgermeister und offizielle Vertreter aus zehn Europäischen Storchendörfern unterzeichen die Erklärung von Cigoc

Unterzeichnung der Erklärung von Cigoc

© Stefan Ferger, Euronatur

„Europäische Storchendörfer“ fordern verbesserten Schutz

Pressemitteilung vom 29. Juni 2015

 

Radolfzell.   Vom 25.-27. Juni 2015 fand die 12. Konferenz der Europäischen Storchendörfer in ?igo? (Gemeinde Sisak), Kroatien, statt. Weit mehr als 50 Teilnehmer folgten der Einladung des Europäischen Storchendorfs ?igo?. Neben den Bürgermeistern und Vertretern aus 11 Europäischen Storchendörfern nahmen auch ausgewählte internationale Weißstorchexperten teil, sodass insgesamt 13 Nationen vertreten waren. Die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur zeichnet europäische Gemeinden aus, die sich um den Storchenschutz besonders verdient gemacht haben. Im Jahr 1994 war ?igo? das erste Europäische Storchendorf, das die begehrte Auszeichnung erhielt. Inzwischen umfasst das Netzwerk der Europäischen Storchendörfer 14 Gemeinden in Europa.

„Die Weißstorchvorkommen haben sich in den letzten Jahren zwar in vielen Regionen Europas etwas erholt, aber der Verlust von Feuchtwiesen und -weiden, die zu den wichtigsten Nahrungsflächen der Weißstörche gehören, schreitet dramatisch voran. Wir fordern neben dem strengen Schutz dieser bedrohten Lebensräume auch die Renaturierung von bereits zerstörten Feuchtwiesen“, betonte Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der EuroNatur Stiftung in ?igo?. Grasökosysteme, zu denen die Feuchtwiesen und -weiden gehören, zählen zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Allerdings ist die Artenvielfalt der Grasökosysteme zunehmend durch die Aufgabe der extensiven Weidewirtschaft zu Gunsten der intensiven Landwirtschaft bedroht. Zudem weisen mehr als drei Viertel aller erhaltenen Grasökosysteme in der Europäischen Union einen ungünstigen Erhaltungszustand auf.

In der auf der 12. Konferenz der Europäischen Storchendörfer verabschiedeten ‚Erklärung von Cigoc‘ bringen die Europäischen Storchendörfer sowie internationale Storchenexperten ihre Sorge über die bestehenden Bedrohungen für Weißstörche zum Ausdruck. Vor allem der unvermindert rasch voranschreitende Verlust an extensiv genutzten, feuchten Wiesen und Weiden, wirkt sich vielerorts sehr negativ auf die Vorkommen der Weißstörche aus. Die Teilnehmer der 12. Konferenz der Europäischen Storchendörfer fordern dringend den Schutz der feuchten Wiesen und Weiden sowie die Renaturierung von bereits zerstörten Feuchtwiesen. Auch den Stromtod von ungezählten Weißstörchen und anderen Großvögeln prangern die Europäischen Storchendörfer an und fordern zumindest die Umsetzung der bestehenden Richtlinien zur Sicherung von Strommasten und -leitungen. Ferner fordern die Europäischen Storchendörfer, die Planungen zum Ausbau des Flugplatzes Grenchen zu stoppen, da hierdurch das Storchenvorkommen im Europäischen Storchendorf Altreu (Schweiz) massiv bedroht würde.

In einer Feierstunde unterzeichneten die Bürgermeister und offiziellen Vertreter aus zehn Europäischen Storchendörfern eine Kooperationsvereinbarung, mit der sie sich zum effektiven Schutz des Weißstorchs und seiner Lebensräume auf ihren Gemarkungen verpflichten. Die Europäischen Storchendörfer möchten dadurch auch ein vorbildliches Beispiel für einen europaweit koordinierten Naturschutz geben, der sich an regionalen Bedürfnissen orientiert. Die bisher umgesetzten Maßnahmen umfassen unter anderem das systematische Monitoring der Storchenbestände, die Bereitstellung von Unterlagen für den Horstbau, den sicheren Umbau von vogelgefährlichen Strommasten und -leitungen, die Erhaltung und Wiederherstellung extensiv genutzter Wiesen und Weiden sowie Umweltbildungsarbeit. Die Erfahrungen in den Europäischen Storchendörfer zeigen, dass sich die Aktivitäten zum Storchenschutz nicht nur positiv auf die Weißstörche, sondern auch auf die Menschen in ihren Gemeinden auswirkt. Denn eindrucksvolle Storchenkolonien ziehen nicht nur weitere Störche, sondern auch viele Besucher an.

 

Hintergrundinformationen:

 


Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund

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