Bis vor Kurzem stand die Zukunft des wichtigsten Rastplatzes für Zugvögel an der östlichen Adria noch auf Messers Schneide. Nun hat das montenegrinische Ministerium für Tourismus und nachhaltige Entwicklung entschieden, die gesamte Saline Ulcinj mit Ausnahme der Gebäude und des Kristallationsbeckens unter Naturschutz zu stellen. Damit wird der besondere Naturwert des Gebietes offiziell anerkannt.
Noch vor wenigen Monaten stand die Saline Ulcinj als Bauland für ein neues Tourismusgebiet für 257,8 Millionen Euro zur Auktion. Alles deutete darauf hin, dass Montenegro das einzigartige Naturjuwel zerstören und für den Massentourismus ausbauen wollte. Nachdem das Vorhaben der montenegrinischen Regierung im Dezember 2011 bekannt wurde, kam es europaweit zu massiven Protesten, die im Lande vom langjährigen EuroNatur-Projektpartner CZIP organisiert wurden. Infolge des internationalen Drucks beschloss die montenegrinische Regierung im April, die Saline nicht als Tourismusgebiet auszuweisen.
Dass das 1.500 Hektar große, wertvolle Feuchtgebiet nun unter Naturschutz gestellt werden soll, ist ein großer Erfolg. Die positive Kehrtwende der Regierung ist das Ergebnis des jahrelangen Engagements von EuroNatur und seinen Partnern, unter anderem der montenegrinischen Vogelschutzorganisation CZIP: Bereits 2002 hat EuroNatur gemeinsam mit seinen Partnern erstmals den großen ökologischen Wert des Bojana-Buna-Deltas und der dazugehörigen Saline Ulcinj schwarz auf weiß belegt und damit die nötigen Argumente für den Schutz des Gebietes zusammengetragen. In der Folge erstellte EuroNatur einen Vorschlag für einen Managementplan, wie sich das Gebiet erfolgreich schützen und das große ökologische Potenzial naturverträglich nutzen lässt.
Zu besonderer Aufmerksamkeit verhalf EuroNatur der Saline Ulcinj mit der ersten Adriatic-Flyway-Konferenz im Jahr 2009. Diese wurde in enger Zusammenarbeit mit den Salinenbetreibern ausgerichtet. Im Rahmen einer Exkursion erfuhren Vertreter der für den Zugvogelschutz in Europa bedeutenden Institutionen den herausragenden Wert der Saline als Zugvogelrastplatz hautnah. Darunter Vertreter von African-Eurasian Waterbird Agreement (AEWA), BirdLife International, Europarat, Ramsar Konvention und Wetlands International. Vogelbeobachter kommen in der Saline Ulcinj voll auf ihre Kosten. In manchen Jahren rasten hier bis zu 200 Löffler und 100 Krauskopfpelikane gleichzeitig. Greifvögel wie Fischadler, Wespenbussarde, Rötelfalken, Schwarzmilane, Rohrweihen, Schelladler und Wanderfalken sind regelmäßige Gäste.
Jetzt kommt es darauf an, dass das neue Schutzgebiet zuverlässig betreut wird. Ziel ist es, dass die Naturschätze der Saline sich zu einer Attraktion für naturbegeisterte Besucher in der Gemeinde Ulcinj entwickeln und damit dauerhaft erhalten werden. EuroNatur hat die Grundlage dafür bereits geliefert.
Link zum "Hammer des Monats - Vogelscheuche in Nadelstreifen", erschienen in Natur und Kosmos (heute: "Natur"), Ausgabe März 2012
Mehr über die Arbeit von EuroNatur zum Schutz der Saline Ulcinj
Mehr über die Arbeit von EuroNatur zum Schutz der Zugvögel