Der Zusammenfluss von Drau und Mur soll nicht reguliert werden. So hat es das kroatische Umweltministerium kürzlich beschlossen. Die Entscheidung bedeutet einen wichtigen Schritt, eines der letzten natürlichen Flusssysteme Europas zu bewahren.
An der Mur-Mündung in die Drau formen ausgedehnte Auwälder, Flussinseln, Kies- und Sandbänke eine dynamische Flusslandschaft, wie sie in Mitteleuropa heute sonst kaum noch zu finden ist. Seltene Arten wie Schwarzstorch, Zwergseeschwalbe, Fischotter und Eisvogel kommen dort noch vor. Bereits vor etwa 30 Jahren – und damit noch zu Zeiten Jugoslawiens – wurden Pläne erstellt, den Zusammenfluss von Drau und Mur in ein starres Korsett zu zwängen. Ende der 1990er Jahre begann das Staatsunternehmen „Kroatisches Wasser“ damit, das schon damals völlig veraltete Konzept stellenweise umzusetzen. Nur dank der Proteste von Naturschutzorganisationen, darunter EuroNatur, konnte die Zerstörung der einmaligen Flusslandschaft vorübergehend gestoppt werden.
Doch im Jahr 2010 flammten die Aktivitäten der Wasserbaulobby wieder auf und brachten das Naturparadies erneut in akute Gefahr. Und das, obwohl der Zusammenfluss von Drau und Mur in Kroatien schon damals unter Naturschutz stand und in Ungarn sowohl als Nationalpark geschützt, als auch Teil des europäischen Schutzgebiets-Netzwerks Natura 2000 war. Gemeinsam mit dem WWF und der kroatischen Drau Liga wandte sich EuroNatur deshalb im Dezember 2010 mit einer offenen Beschwerde an die Europäische Union, um auf die geplante Zerstörung der natürlichen Ufer der Drau aufmerksam zu machen.
Ein aktueller Bericht der EU-Kommission zeigt, dass Kroatien unter anderem im Bereich Umwelt noch nicht ausreichend auf den künftigen EU-Beitritt vorbereitet ist. Die Kommission forderte kürzlich, dass die Qualität der Umweltverträglichkeitsprüfungen signifikant erhöht werden müsse. „EuroNatur begrüßt, dass sich das kroatische Umweltministerium nun endlich gegen die Verbauung der Drau-Mur Mündung entschieden hat. Wir hoffen, dass diese Entscheidung ein Signal für den Stopp weiterer Eingriffe in bedeutende Flussökosysteme Kroatiens ist“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.