Ein positiver Gerichtsentscheid und doch kein Grund zum Jubeln: Der Bau des Wasserkraftwerks am Jiu-Fluss wird weitergehen. Die rumänische Umweltschutzbehörde hatte auf Druck engagierter Naturschützer eine Beschwerde gegen das umweltzerstörerische Projekt eingelegt. Dagegen hatte der staatliche Betreiber Hidroelectrica geklagt. Das rumänische Berufungsgericht wies die Klage nun zurück – einen Baustopp wird es dennoch nicht geben.
Calin Dejeu von der rumänischen Umweltschutzorganisation „Efectul Fluture“ kämpft seit Jahren für einen frei fließenden Jiu. Der Wildfluss in den rumänischen Karpaten ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Das geplante Wasserkraftwerk würde diese zerstören. Doch der Kampf gegen den Staudamm erinnert an den Kampf gegen Windmühlen. Weder können Calin und seine Mitstreiter mit Unterstützung seitens der rumänischen Regierung rechnen, noch auf echte Hilfe aus Brüssel setzen. Selbst Gerichtsurteile im Sinne der Umweltschützer versprechen keinen sicheren Erfolg – auch das jüngste vom 23. Oktober nicht.
Zwar muss Hidroelectrica der Umweltbehörde Änderungen vorlegen, die sich an den nach dem EU-Beitritt Rumäniens deutlich verschärften Umweltnormen orientieren; einen Baustopp bedeutet das Urteil jedoch nicht. Die Aktivisten um Calin Dejeu befürchten vielmehr, dass der Betreiber Hidroelectrica, der schon rund 200 Millionen Euro in das Projekt investiert hat, die Schwäche der Umweltschutzbehörde nutzen und das Gerichtsurteil weitestgehend ignorieren wird. Schon die Ankündigung des Energieunternehmens, selbst ein Institut zu beauftragen, das die Umweltverträglichkeitsstudie durchführen soll, verspricht nichts Gutes.