EU-Beschwerde gegen rumänische Behörden wegen anhaltender Abholzungen

Waldwildnis in den rumänischen Karpaten

In den rumänischen Karpaten gibt es noch eine Waldwildnis, wie man sie in weiten Teilen Mitteleuropas seit dem Mittelalter nicht mehr kennt.

© Matthias Schickhofer/EuroNatur
Baumstümpfe von gefällten Bäumen in Rumänien

Von den oftmals Jahrhunderte alten Buchen bleiben nach den Kahlschlägen nur die Baumstümpfe übrig.

© Matthias Schickhofer/EuroNatur

Radolfzell, Bukarest, Brüssel. Die Naturschutzorganisationen EuroNatur, Agent Green und ClientEarth heben ihren Kampf gegen illegale Fällungen von Urwäldern in Rumänien auf die nächste Ebene, indem sie bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen die rumänischen Behörden einbringen. Ihr gemeinsames Ziel ist das Ende der mutwilligen Zerstörung von natürlichen Waldlandschaften, die mehr als zwei Drittel der unberührten Wälder in der EU (außerhalb Skandinaviens) ausmachen.

Die Organisationen bringen vor, dass das rumänische Forstmanagement Romsilva Kahlschläge in geschützten Natura 2000-Gebieten durchführt, ohne die Auswirkungen auf diese einzigartigen Gebiete angemessen zu untersuchen. In manchen Fällen werden die Umweltverträglichkeitsprüfungen, die schon im Vorfeld bei der Planung von Baumfällungen stattzufinden haben, erst Jahre nach Beginn der Rodungsarbeiten durchgeführt.

Naturschutzjuristin Ewelina Tylec-Bakalarz von ClientEarth sagt: „Systematische Abholzungen in Natura 2000-Gebieten ohne entsprechende Prüfung der Auswirkungen sind eine klare Verletzung von EU-Recht. Dieses Problem ist in Rumänien weit verbreitet und daher bringen wir den Fall jetzt vor die Europäische Kommission.“

Romsilva verwaltet 22 von Rumäniens 29 National- und Naturparks. Alle diese Gebiete sind Teil des Natura 2000-Netzwerks gemäß den Bestimmungen der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie der EU. Rechtsexperten stellen jedoch fest, dass die staatlichen Forstbetriebe oftmals die Rechtsvorgaben der EU für den Schutz solcher Gebiete nicht einhalten.

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur, betont den größeren Rahmen des Problems: „Wenn weiterhin ohne Konsequenzen zugelassen wird, dass in Rumänien EU-Recht gebrochen wird, dann wird das gesamte System von Natura 2000 geschwächt. Die derzeit in Rumänien stattfindende Naturschutztragödie ist eine der drängendsten Umweltkrisen in Europa, wird aber viel zu wenig beachtet.“

Tylec-Bakalarz ergänzt: „Der Fall des Bialowieza-Urwalds in Polen hat bewiesen, wie wirkmächtig das Europäische Recht sein kann, um die Naturschätze unseres Kontinents zu schützen. Wir hoffen, dass die Europäische Kommission auch im Fall der rumänischen Wälder aktiv wird, bevor die Schäden an diesen einzigartigen Ökosystemen irreversibel sind.“

 

Hintergrundinformationen:
EuroNatur und Agent Green haben gemeinsam die Kampagne „SaveParadiseForests“ zum Schutz der rumänischen Urwälder ins Leben gerufen. Die international tätigen Anwälte von ClientEarth unterstützen den Kampf für die Paradieswälder mit ihrer juristischen Expertise.
Ein Medienbriefing zur EU-Beschwerde finden Sie hier.

 

Rückfragen:
EuroNatur: Anja Arning, anja.arning(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 - 92 72 13
Agent Green: Gabriel Paun, gabriel.paun(at)agentgreen.org
ClientEarth: Bianca Vergnaud, bvergnaud(at)clientearth.org, Tel: +32 (0)2 808 34 72

 

 

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