Linie des Lebens statt Eiserner Vorhang? +++ Grünes Band auf dem Balkan hat Lücken +++ Grenzzäune trennen Menschen und Natur
Pressemitteilung vom 18. April 2016
Radolfzell. Das Grüne Band steht in Europa vor allem für eines: für Verbindung. Über 12.500 Kilometer erstreckt es sich als Korridor von Lebensräumen mit außergewöhnlicher Artenvielfalt entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer. Vom 13.-16. April 2016 trafen sich in Baile Herculane in Rumänien rund 50 Teilnehmer aus insgesamt 13 europäischen Ländern, um das grüne Rückgrat unseres Kontinents zu stärken. Im Zentrum stand der südlichste Teilabschnitt des weltweit größten Biotopverbunds: das Grüne Band Balkan.
Auf der Konferenz kamen alle wichtigen Akteure und Entscheidungsträger am Grünen Band Balkan zum Erfahrungsaustausch zusammen. Die von der Naturschutzstiftung EuroNatur und IUCN organisierte und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziell unterstützte Veranstaltung unterstrich deutlich: Das Grüne Band auf dem Balkan ist ein Schlüsselelement für den Schutz der Biodiversität in Europa, doch gerade dort hat das Band noch bedenkliche Lücken. Anschauliches Beispiel dafür ist die Zwerggans, eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten Vogelarten Europas. Wichtige Brutgebiete liegen im nördlichsten Bereich des Grünen Bandes Europa (im fennoskandischen Abschnitt) und werden dort vorbildlich geschützt. Ein Großteil ihrer Rast- und Wintergebiete aber findet sich am Grünen Band Balkan und ist alles andere als sicher. Eines der wichtigsten ist Labudovo Okno in Serbien, nahe der rumänischen Grenze. Die Donau strömt dort in einem breiten Bett dahin und bietet Wasservögeln wie der Zwerggans ideale Ruheplätze. Doch Vogeljäger treiben dort massiv ihr Unwesen.
„Unser Ziel ist es, das Grüne Band Europa zu einem europaweiten Lebensraumverbund zu machen, der die wichtigsten Biotope schützt und miteinander verbindet. Überall dort, wo die Konnektivität zerstört oder beeinträchtig wurde, soll sie wiederhergestellt werden. Die Konferenz hat das dafür nötige Netzwerk an Akteuren weiter gestärkt“, sagt Gabriel Schwaderer. Vor allem regionale NGOs erhielten wertvolle Impulse, ihre Aktivitäten an der Idee des Grünen Bandes Europa auszurichten, grenzübergreifend zu denken und zusammen zu arbeiten. Besonders besorgt äußerten sich die Teilnehmer wegen des immer weiter voranschreitenden Baus von Grenzzäunen am Grünen Band Balkan. „Dort, wo früher der Eiserne Vorhang verlief, wird gerade eine neue Barriere gebaut, die Mensch und Natur trennt“, sagt Gabriel Schwaderer.
Hintergrundinformationen:
- Das „Grüne Band Europa“: Über 12.500 Kilometer erstreckt sich das „Grüne Band Europa“ als Korridor von Lebensräumen mit außergewöhnlicher Artenvielfalt entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer. Die derzeit ambitionierteste Naturschutzinitiative Europas hat sich vorgenommen, den früheren Eisernen Vorhang in eine Linie des Lebens zu verwandeln und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Grünen Infrastruktur unseres Kontinents. Am Grünen Band reihen sich urige Wälder und Sümpfe, artenreiche Kulturlandschaften sowie wilde Gebirgs- und Flusslandschaften aneinander, wie sie in Europa sonst kaum noch zu finden sind. Es verbindet acht biogeographische Regionen und 24 Staaten miteinander und erstreckt sich in vier Abschnitten über den Kontinent.
- Die vier Abschnitte des Grünen Bandes Europa:
Fennoskandisches Grünes Band: der nördliche Teil mit Norwegen, Finnland und Russland
Baltisches Grünes Band: das Gebiet entlang der Ostseeküste
Zentraleuropäisches Grünes Band: von der Ostseeküste bis an die Drau
Grünes Band Balkan: von der Drau bis an die Ägäis und das Schwarze Meer
- Veranstaltungen am Grünen Band Balkan: Um das Grüne Band auf dem Balkan bekannter zu machen, laufen derzeit in allen Ländern entlang des Grünen Bandes Balkan Fotowettbewerbe zum Grünen Band. Am 24.9.2016 findet der „Tag des Grünen Bandes Europa“ und im November 2016 die 9. Pan-Europäische Konferenz zum Grünen Band Europa statt (Tagungsort ist Koli in Finnland).
Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info(at)euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund