Frischer Wind für die Pflanzenölbranche

Grzegorz Sokol

Bauer Grzegorz Sokol nutzt reines Pflanzenöl bereits als Kraftstoff.

© Lutz Ribbe

Naturschutzstiftung EuroNatur initiiert Netzwerk für Pflanzenölverwertung

Ein zukunftsfähiger Kraftstoff – dezentral und nachhaltig erzeugt

 

Presseinformation vom 28. Febraur 2012

 

Radolfzell.   Unter der Federführung der Naturschutzstiftung EuroNatur fiel am Montag der offizielle Startschuss für das Netzwerkprojekt "Food – Feed – Fuel". Es verfolgt das Ziel, reine Pflanzenöle als Kraftstoffe in landwirtschaftlichen Absatzmärkten zu implementieren und damit die Pflanzenölbranche erneut zu beleben. Der Kraftstoffbedarf der deutschen Landwirte ist auf heimischen Flächen ökologisch-nachhaltig produzierbar; eine regionale und dezentrale Struktur bei Anbau und Verarbeitung stärkt den Mittelstand. Dessen Infrastruktur für die Ölproduktion besteht noch, leidet aber seit der Energiebesteuerung im Jahr 2008 unter massiven Einbußen. Das auf drei Jahre angelegte, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BmWi) geförderte Projekt versammelt verschiedene Branchenteilnehmer an einem Tisch und beschäftigt sich vordergründig mit den technischen Anforderungen an Motoren und Öl(qualität) sowie marktbedingten Rahmenbedingungen.

„Ich war schon immer von der Idee und von der Technik fasziniert. Wir können für einen abgesteckten Nischenmarkt Kraftstoff aus Pflanzenöl dezentral und umweltverträglich herstellen“, sagte Netzwerksmanager Lutz Ribbe bei der Auftaktveranstaltung in Fulda. Als Leiter der naturschutzpolitischen Abteilung von EuroNatur beschäftigt er sich seit über 20 Jahren auf internationaler Ebene mit den ökologischen Anforderungen und weiß um die Potentiale der deutschen Energiepflanzenflächen. Der Agrardieselverbrauch der deutschen Landwirte liegt bei knapp zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Unter Berücksichtigung des bei der Kraftstoffgewinnung anfallenden Eiweißkuchens für die Tierfütterung, für den somit weder in- noch ausländische Flächen benötigt werden, bedeutet dies einen Bedarf von rund vier Prozent der heimischen Ackerfläche. Die Verarbeitung der Rapsölsaat in dem bestehenden Netz aus 600 (aktiven und inaktiven) Ölmühlen deutschlandweit stärkt die Wertschöpfung in den Regionen.

Die Attraktivität von Pflanzenöl als Kraftstoff liegt in seiner wirtschaftlichen Rentabilität, für die jedoch derzeit keine politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen. Deswegen gehört es mit zum Aufgabenkatalog des dreiköpfigen Netzwerk-Managements, diese zu prüfen sowie die privilegierte Sonderstellung bei Eigennutzung in der Landwirtschaft zu prüfen.

Von zentraler Bedeutung sind ebenso Fragen zur Pflanzenöl- wie auch zur Motorentechnik. „Die Landmaschinenindustrie hat marktreife Konzepte, aber ohne verlässliche Rahmenbedingungen wird es keine Serienproduktion geben“, erklärte Ribbe. Ohne Serienproduktion bleibt – auf lange Sicht – der Einsatz von Rapsölkraftstoff in entsprechenden Motoren ökonomisch nicht konkurrenzfähig. Auf Seite des Öls garantiert die DIN-Norm 51506 eine einheitlich hohe Ölqualität, jedoch klagen die Ölmüller über hohe finanzielle und bürokratische Hürden. Um die vielfältigen Aufgabenstellungen adäquat formulieren und abdecken zu können, gehören zu den 15 Netzwerkpartnern Betriebe aus den Bereichen Wissenschaft und Analytik, Technik, Landwirtschaft sowie Ölmühlenbetreiber, Verbände und Presse.

Neben Lutz Ribbe gehören Thomas Kaiser, der für seine Verdienste um Pflanzenöltechnologie im vergangenen Sommer mit einem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, und Anita Walter, die sich seit 15 Jahren erst für eine Ölmühle und später für den Bundesverband der Maschinenringe mit Erneuerbaren Energien und Biokraftstoffen beschäftigt, zum Netzwerkmanagement.
 

Für Rückfragen steht Ihnen gerne zur Verfügung: 

Thomas Kaiser
EuroNatur Stiftung
Konstanzer Straße 22
78315 Radolfzell
Tel.: 0171-7480365
thomas.kaiser@euronatur.org
 

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