Einmal Korfu mit dem Schiff umrunden: Was nach herrlichem Urlaub klingt, bedeutete für die Wissenschaftler der Naturschutzorganisation „Hellenic Society for the Study and Protection of the Monk seal“ (MOm) konzentrierte Arbeit. Sie hielten Ausschau nach geeigneten Lebensräumen für die vom Aussterben bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobben.
Seit vielen Jahren setzt sich EuroNatur mit ihren Partnerorganisationen für den Schutz der Meeressäuger ein – in Mauretanien und jetzt auch wieder in Griechenland. Mit seiner langen, zerklüfteten Küste und seinen vielen Inseln bietet Griechenland zahlreiche potentielle Lebensräume für die einzige Robbenart des Mittelmeeres. Bislang wurden diese allerdings nur teilweise näher untersucht. Dies soll sich nun in einem ambitionierten Projekt der EuroNatur-Partnerorganisation MOm zum Schutz der Mittelmeer-Mönchsrobbe ändern. Die Wissenschaftler von MOm streben an, die komplette griechische Küste zu erforschen und Grundlagen für die Ausweisung möglicher Schutzgebiete zu schaffen.
Dabei steht Korfu für EuroNatur im Mittelpunkt des Interesses. Die im Nordwesten Griechenlands gelegene Insel ist gesäumt von Felshöhlen. Einsame Sandstrände an den Mittelmeerküsten, eigentlich bevorzugtes Habitat der Mönchsrobben, sind in den letzten Jahren Mangelware geworden. Die Tiere mussten sich deshalb in heimliche Grotten zurückziehen, in denen sie in Ruhe ihre Jungen zur Welt bringen können. Die Vermutung der Biologen, dass Korfu hierfür geeignete Höhlen bietet, hat sich durch die mehrtägige Expedition bestätigt.
Die Bedeutung Korfus für die Zukunft der Mönchsrobben im östlichen Mittelmeer hängt auch mit der strategischen Lage der Insel zusammen. Von hier aus könnten nicht nur die weiteren Ionischen Inseln durch die Tiere besiedelt werden; Korfu könnte sich auch als „Sprungbrett“ für die Verbreitung der seltenen Meeressäuger in der Adria erweisen.