Europas Amazonas auf Messers Schneide

In diesen Tagen wird über den Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union entschieden. Was den Naturschutz im Land angeht, gibt es allerdings noch gewaltige Baustellen.

Vertreter von EuroNatur, WWF und der kroatischen Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz protestieren gegen den Ausbau von Donau, Drau und Mur in Kroatien

Vertreter von EuroNatur, WWF und der kroatischen Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz protestieren gegen den Ausbau von Donau, Drau und Mur in Kroatien.

© WWF / Lisa Simon

Am 25. März unterzeichneten die zuständigen Umweltminister der Länder Österreich, Kroatien, Ungarn, Serbien und Slowenien in Budapest auf Einladung des EU-Ratspräsidenten Ungarn eine gemeinsame Absichtserklärung. Darin verankert war das Ziel, das weltweit erste UNESCO-Biosphärenreservat zu schaffen, das über fünf Ländergrenzen hinweg reicht. Das neue Schutzgebiet am Grünen Band Europa soll die artenreichen und ursprünglichen Auen- und Flusslandschaften von Donau, Drau und Mur dauerhaft sichern.


Doch parallel stehen ganz andere Pläne im Raum: Seit 2008 hält Kroatien an Vorhaben fest, drei große Flussregulierungsprojekte im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Serbien durchzusetzen. Diese sollen 190 Baumaßnahmen umfassen, die unter anderem die Entnahme von Kies und Sand aus dem sensiblen Flusssystem auf einer Länge von 111 Kilometern vorsehen. Damit würden ökologisch wertvolle, ursprüngliche Flusslandschaften an Donau und Drau zerstört. Ohne gültige Umweltverträglichkeitsprüfung haben die Maßnahmen stellenweise sogar schon begonnen. Und das völlig ohne erkennbaren Nutzen: „Diese Projekte bedeuten nichts anderes als die Verschwendung horrender Summen öffentlicher Gelder. Profitieren werden nur einige wenige Personen in Kroatien. Stattdessen wird den Bürgern ein völlig veraltetes Wassermanagementsystem vorgesetzt, das ihre Umwelt zerstört“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby.


Bereits 2009 zeigten unabhängige EU-Experten in einer Studie, dass die geplanten Regulierungsmaßnahmen an der unteren Drau weder mit internationalen Standards noch mit geltendem EU-Recht vereinbar sind. Gemeinsam mit dem WWF, Green Osijek, der Drava League und der kroatischen Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz fordert EuroNatur die Europäische Kommission und die Mitgliedsstaaten deshalb dringend auf, diese Pläne sowie die bereits laufenden illegalen Aktivitäten umgehend zu stoppen und "Europas Amazonas" vor der Zerstörung zu bewahren.

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